«Die Gaming-Industrie hat sich über den Unterhaltungsbereich hinaus entwickelt»
Die FFHS bietet ab dem Herbstsemester 2025 den neuen Bachelor Game and VR Development an. Warum ein Traktorspiel aus der Schweiz die Welt erobert, was den Studiengang an der FFHS auszeichnet und welche Berufsaussichten die Absolvierenden haben, erklärt Prof. Dr. Tobias Häberlein, Leiter des Departements Informatik.
Die Gaming-Industrie gehört zu den schnellsten wachsenden Branchen weltweit. Darauf reagiert jetzt die FFHS mit der Lancierung des neuen Bachelorstudiengangs Game and VR Development?
Die Gaming-Industrie hat sich längst über den reinen Unterhaltungsbereich hinaus entwickelt. Neben klassischen Videospielen gewinnen Serious Games sowie Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen in Bereichen wie Bildung, Medizin und Industrie zunehmend an Bedeutung. Dazu kommt die wachsende Rolle der generativen KI, die neue kreative Möglichkeiten eröffnet, von der Erstellung realistischer Umgebungen bis hin zur Entwicklung intelligenter NPCs. Technologien wie AR-Brillen stehen erst am Anfang ihres Potenzials und werden viele Bereiche unseres Alltags revolutionieren. Mit dem neuen Bachelorstudiengang Game and VR Development möchten wir an der FFHS genau diese technologischen Trends aufgreifen und Fachkräfte ausbilden, die die digitale Zukunft aktiv mitgestalten.
Was zeichnet den Studiengang an der FFHS im Gegensatz zu anderen aus?
Unser Fokus liegt auf der technischen und Informatik-lastigen Ausbildung. Während viele Game-Studiengänge einen designorientierten oder kreativen Ansatz verfolgen, vermitteln wir unseren Studierenden fundierte Kenntnisse in Mathematik, Informatik, künstlicher Intelligenz, Computergrafik und Softwareentwicklung. Die Studierenden lernen nicht nur, Spiele und VR-Anwendungen zu konzipieren, sondern selbst zu programmieren und interaktive Systeme technisch umzusetzen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist unser starker Praxisbezug: Schon im ersten Semester arbeiten die Studierenden an eigenen Spielen, von einfachen 2D-Spielen über physikbasierte Simulationen bis hin zu immersiven VR-Umgebungen mit interaktiven Charakteren. So erwerben sie schrittweise die Fähigkeiten, um später komplexe Anwendungen für Games, Serious Games oder Virtual Reality zu entwickeln.
Prof. Dr. Tobias Häberlein, Leiter Departement Informatik der FFHS zum neuen Bachelorstudiengang Game and VR Development. (Bild: FFHS)
Virtual Reality und Augmented Reality haben dabei das Potenzial, immersive und interaktive Erlebnisse zu schaffen, die weit über traditionelle Anwendungen hinausgehen?
Es wird künftig in vielen Bereichen einen grossen Bedarf geben für solche Anwendungen, nicht nur in der Spieleindustrie, sondern auch in der Medizintechnik, im Gesundheitswesen, im Bildungssektor, in der industriellen Automatisierung und Fertigung, im Militär und Sicherheitsbereich, in der Architektur und im Bauwesen, um nur einige zu nennen. Diese und viele weitere Anwendungsfelder zeigen, dass immersive Technologien nicht nur für Unterhaltungszwecke, sondern auch für gesellschaftlich und wirtschaftlich relevante Lösungen genutzt werden.
Gaming ist vorbelastet, unter anderen ist das Suchtpotenzial bei Jugendlichen ein Thema. Wie begegnet die FFHS solchen ethischen Herausforderungen?
Das ist für uns ein wichtiger Punkt. Ein eigenes Ethik-Modul im Studiengang sensibilisiert unsere Studierenden für die Verantwortung, die sie als Entwickler tragen. Ein zentraler Aspekt ist die Gestaltung virtueller Welten und Charaktere, die Identitätsbildung und Selbstdarstellung prägen. Damit verbunden sind Fragen zu Diversität und Inklusion, die eine bewusste Gestaltung erfordern. Entwickler stehen vor der Aufgabe, Anreizsysteme zu gestalten, die Freude und Kreativität fördern, ohne manipulative Strukturen auszunutzen.
Gibt es eine grosse Game-Entwickler-Szene in der Schweiz?
Die Schweiz hat zwar nicht die gleiche Dichte an grossen Studios wie die USA oder Japan, doch es gibt eine aufstrebende Szene mit innovativen Entwicklern. Besonders im Bereich Indie Games und Simulationsspiele konnten sich einige Schweizer Studios international etablieren. Zudem gibt es mit Giants Software, Urban Games oder OZWE Games mehrere Unternehmen, die weltweit erfolgreiche Produkte entwickelt haben. Die Schweizer Game-Industrie wächst, und mit mehr gut ausgebildeten Fachkräften kann sich die Branche weiterentwickeln.
Ein Schweizer Traktor-Spiel feiert weltweit Erfolge.
Genau, der «Farming Simulator» von Giants Software ist ein Paradebeispiel für einen Nischenmarkt mit globalem Erfolg. Das Spiel fokussiert sich auf eine realistische Landwirtschaftssimulation und spricht eine Zielgruppe an, die oft von traditionellen Games vernachlässigt wird. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung, Modding-Unterstützung und eine starke Community hat sich das Spiel über Jahre hinweg zu einem Bestseller entwickelt, mit Millionen von Spielern weltweit.
Welche Berufsaussichten haben die Absolvierenden des neuen Bachelor Game and VR Development?
Die Berufschancen für Game-Entwickler mit technologischem Schwerpunkt sind sehr gut. Absolvierende können unter anderem als Game Developer, VR/AR-Entwicklerin, AI-Spezialistin für Games, Serious Game Developer oder auch Simulationsentwickler arbeiten. Da Spieleentwicklung zunehmend interdisziplinär wird, ergeben sich auch viele Karrierewege in anderen High-Tech-Bereichen wie Automotive, Architektur oder Medizintechnik.
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