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ICT-Berufsbildung Schweiz
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«Wir haben weit über 50 Projekte umgesetzt»

30. Juni 22

Er war einer der Gründungsväter von ICT-Berufsbildung Schweiz: Georges Schlegel, Vizepräsident der ersten Stunde. In den 12 Jahren hat er die Entwicklung des Verbandes wesentlich mitgeprägt und die Weichen für die Zukunft gestellt. Im März 2022 hat Georges sein Amt abgelegt und an der Vorstandsklausur im Juni wurde er gebührlich verdankt und verabschiedet. Im Interview spricht er über seinen Antrieb, erreichte Meilensteine und Wünsche für die Zukunft.


Was hat dich vor 12 Jahren zu deinem Engagement im Verband ICT-Berufsbildung Schweiz veranlasst?

Ich habe mich als Leiter des Produkt-Managements B2B bei Swisscom immer über die engagierten Lernenden gefreut, die wir in meinem Bereich beschäftigen durften. Nachdem ich mich einige Zeit mit dem «Age Management@Swisscom» für ältere Arbeitnehmende eingesetzt habe, wurde es Zeit, für die Jungen einzustehen. Mir war allerdings nicht klar, wie ich das am besten tun könnte. Ich habe mein Anliegen mit meinem leider verstorbenen Geschäftspartner Ernst Biedermann besprochen. Ernst war zu diesem Zeitpunkt im Vorstand von ICTswitzerland für die Finanzen zuständig. Er empfahl mir, mich bei der Berufsbildungsinitiative «ICT-Berufsbildung Schweiz» von ICTswitzerland zu engagieren. Eine gute Idee - gesagt, getan. Und rückblickend ein sehr guter Entscheid.

Vor 12 Jahren wusste ich allerdings noch nicht, dass es «Organisationen der Arbeitswelt» gibt und was deren Aufgaben sind. Die Abkürzung OdA war mir völlig unbekannt. Gestaunt habe ich dann, dass es neben der nationalen OdA noch 17 kantonale oder regionale ICT-Berufsbildungsverbände sowie 14 lokale Lehrbetriebsvereinigungen als Rückgrat von ICT-Berufsbildung Schweiz gibt. Die nationale OdA und die regionalen OdA haben zwar alle am gleichen Strick gezogen, aber nicht immer auf derselben Seite. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Es freut mich sehr, dass man sich gefunden hat.


Was hast du zu Beginn deiner Aktivitäten erlebt?

Falls ich mich richtig erinnere, ist der Verband ICT-Berufsbildung Schweiz 2010 gestartet und hat im Februar 2010 mit einer Berufsfeldanalyse begonnen. Im weiteren Verlauf des Jahres haben wir die ICT-Bildungslandschaft aufgepinselt und überlegt, wie sich die entwickeln sollte. Wir haben auch zum ersten Mal die Vision, die Mission und die Strategie der OdA entwickelt.


Die ersten Jahre waren geprägt vom Aufbau des Verbandes. Es ist gelungen, ICT‐Berufsbildung Schweiz im Kreis der traditionellen und etablierten Organisationen der Arbeitswelt (OdA) zu positionieren. Unsere OdA ist bei Bund und bei den Kantonen aber auch in der Unternehmenswelt als kompetente Partnerin in Berufsbildungsfragen anerkannt.


Wie lautet dein Resümee nach all den Jahren?

Die OdA ICT-Berufsbildung Schweiz hat sich, wie erwähnt, während der letzten 12 Jahre sehr positiv entwickelt und hat sich im Kreis der traditionellen und etablierten OdAs positioniert. Unsere OdA gilt in vielen Bereichen als Benchmark. Diese Entwicklung haben wir vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle zu verdanken. Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle habe ich immer als sehr angenehm und lösungsorientiert empfunden. Beeindruckt hat mich das Engagement der Geschäftsführer und die Effizienz aller Mitarbeitenden. Ich habe euch als veränderungsbereit, leidenschaftlich und partnerschaftlich erlebt. Ihr zeigt Respekt vor den anderen und vor dem, was ihr tut. Das heisst, ihr lebt die Werte, die dem Verband ICT-Berufsbildung Schweiz wichtig sind.


Was hat sich in der ICT-Berufsbildung am stärksten verändert?

Wir haben in den letzten 12 Jahren weit über 50 Projekte initiiert und umgesetzt. Eine wichtige Rolle spielte die Stiftung IT-Berufsbildung Schweiz, die etwa die Hälfte dieser Projekte finanziert hat. Einige Projekte: ICT Traumberufe (2012); IT Dreamjobs (2014); Wer Informatik studiert, gestaltet die Zukunft), Fachkräftemangel, ICT Award Night.

Die Stiftung wurde von ICTswitzerland und den Stiftern der ersten Stunde, Credit Suisse und der Swisscom, getragen. Leider haben wir es nicht geschafft, weitere Unternehmen als Stifter zu gewinnen. Die Stiftung wurde 2018 liquidiert. Die Ziele, die sich die Stiftung gesetzt hatte, waren erreicht und die Mittel ausgeschöpft.


Wir haben uns immer wieder mit der finanziellen Situation der OdA befassen müssen. Im Projekt „Finanzierungsmodell 2.0“ wurden erste Ideen erarbeitet, wie die Aktivitäten der OdA künftig finanziert werden sollen. Ziel war die Ablösung zu finden von der bisherigen „Startup‐Unterstützung“ durch die Stiftung IT‐Berufsbildung Schweiz. Was mich sehr freut: Finanziell steht der Verband mittlerweile auf einer sehr guten Basis. Wobei die nachhaltige Finanzierung noch immer ein Thema ist.


Was waren aus deiner Sicht die wichtigsten Erfolge und Meilensteine?

Das Wichtigste aus meiner Sicht war, dass wir uns als kompetente OdA positionieren konnten. Erfolge und Meilensteine gab es viele. Deshalb nur einige wenige, an die ich mich spontan erinnere:

  • Wir durften 2016 in der eidgenössischen Berufsbildungskommission Einsitz nehmen, gemeinsam mit anderen Verbänden wie dem Schweizerischen Gewerbeverband, dem Arbeitgeberverband und den kaufmännischen Berufen.
  • Seit der Gründung von ICT-Berufsbildung Schweiz konnte die Zahl der Lehrverhältnisse um 50 % gesteigert werden.
  • Die Entwicklung des Modulbaukastens als zentrales Instrument für flexible und zeitgemässe Berufsprofile.
  • Die Etablierung verschiedener Events wie die Berufsmeisterschaften ICTskills oder die ICT Award Night.
  • Professionelles Marketing mit Kampagnen wie IT-Dreamjobs, eine Image-Inseratkampagne, vor allem mit dem Ziel, mehr Frauen für die ICT-Lehre zu motivieren.
  • Die kommunikative Präsenz, z.B. in den sozialen Medien oder mit dem modernen, attraktiven und informativen Internetauftritt.
  • Die neuen eidgenössischen Fachausweise Cyber Security Specialist und Digital Collaboration Specialist sowie die Diplome ICT-Manager/in und ICT Security Expert. Und die Einstufung der ICT-Berufsabschlüsse in den nationalen Qualifikationsrahmen.
  • Die Digitalisierung der Prüfungen und das Etablieren des Kompetenzzentrums für Digitalisierungsvorhaben in der Berufsbildung.



Was erwartest du von deinen beiden Nachfolgern Marc Marthaler und Carlo Pirola?

Es ist nicht an mir, Erwartungen an die beiden kompetenten und engagierten Kollegen zu formulieren oder ihnen Ratschläge zu erteilen. Ratschläge sind ja auch Schläge. Ich bin mir sicher, dass sie sich für die gemeinsame Weiterentwicklung der nationalen und regionalen OdAs der ICT-Berufsbildung einsetzen werden. Ich freue mich, dass Marc und Carlo die Rolle der Vizepräsidenten übernehmen. Das ist eine vielversprechende Kombination.


Du hast bei der Entwicklung der Strategie 2026 des Verbandes eine wichtige Rolle gespielt. Was erhoffst du dir für die Zukunft der ICT-Berufsbildung?

Ich hoffe, dass ICT-Berufsbildung Schweiz als Kompetenzzentrum für die ICT-Bildung in der Berufsbildung bei den OdA aller Branchen anerkannt ist. Ich hoffe, dass bis Ende 2026 klar ist, wie eine breitere, nachhaltige und unabhängige Finanzierung erreicht werden kann. Und ich hoffe, dass auch alle anderen strategischen Ziele, die wir am Strategie-Review zusammen erarbeitet haben, umgesetzt werden können.

Ausserdem hoffe ich, dass die konstruktive Zusammenarbeit und Diskussionskultur im Vorstand beibehalten oder sogar noch verbessert wird und nicht zuletzt: Ich wünsche mir, dass immer lösungsorientiert diskutiert und gehandelt wird. Die Lösung interessiert es nicht, was ursprünglich zum Problem geführt hat.


Gibt es noch etwas, das du uns mitteilen möchtest?

Ich danke allen Mitarbeitenden der Geschäftsstelle für die grossartige Zusammenarbeit und die beeindruckenden Resultate. Ich werde mich gerne daran erinnern.

Mein besonderer Dank gilt Serge und Andreas*. Mit ihnen habe ich die letzten Jahre einige Zeit verbringen dürfen. Die Diskussionen mit euch waren immer spannend und haben Spass gemacht.


Und danke auch an die ehemaligen Vorstandskolleginnen und Vorstandskollegen für die gute Zusammenarbeit und die interessanten, zum Teil auch kontroversen Diskussionen. Mir bleibt vor allem die engagierte und lösungsorientierte Zusammenarbeit beim Strategie-Review 2021 in bester Erinnerung.


Für die Zukunft wünsche ich dem Vorstand und der Geschäftsstelle der nationalen OdA ICT-Berufsbildung Schweiz und den regionalen OdAs, dass ihr viele weitere Erfolge zusammen feiern könnt!


Herzlichen Dank, lieber Georges! Wir werden die stets konstruktive Zusammenarbeit mit dir und deine besonnene, freundschaftliche Art vermissen.


*Serge Frech ist Geschäftsführer, Andreas Kaelin Präsident von ICT-Berufsbildung Schweiz